Rote Bohnen zum Frühstück
HILFE / Interview mit Bürgermeister Hofmann zum Besuch der Partnerstadt La Trinidad in Nicaragua.
MOERS. „Nach den 20 Stunden Anreise waren wir alle so kaputt, dass wir erst einmal schlafen mussten – und das am helllichten Tag wegen der Zeitverschiebung“, erzählt Bürgermeister Hofmann, der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Moers. Er war im Januar mit einer neun-köpfigen Delegation, selbstverständlich auf eigene Kosten, in die Partnerstadt La Trinidad nach Nicaragua gereist. Allerdings wurden die Teilnehmer nicht in einem Hotel untergebracht, sondern in einem schlichten Wohnheim mit Gemeinschaftsdusche und -toilette.
Latrinen für die Landbevölkerung
„Der Kontakt zu La Trinidad ist eine Projekt-Partnerschaft unter dem Motto: Wie können wir vor Ort helfen?“, erklärt uns der Bürgermeister. Daher wollten die Reiseteilnehmer zu den in Nicaragua für den Verein tätigen Menschen persönlichen Kontakt aufnehmen und mit ihnen die bereits laufenden Hilfsprojekte besichtigen. So hat der Verein zum Beispiel den Bau von Latrinen für die Landbevölkerung gefördert. Diese sehen aus wie unsere blauen Dixi-Häuschen, sind allerdings fest gemauert und haben keine Wasserspülung. Sie dienen als öffentliche Toiletten, weil es die vorher dort nicht gab und die Menschen daher ihre „Geschäfte“ in der freien Landschaft verrichten mussten.
Ein anderes Projekt hatte zum Ziel, das unkontrollierte Abholzen wertvoller Bäume und Sträucher zu vermeiden: durch Aufforstung mit schnellwachsenden „Billighölzern“ soll der Bevölkerung preiswertes Brennholz für die Kochstellen im Haus geboten werden.
Aber nicht jedes Projekt verlief bisher so, wie es sich der Partnerschaftsverein vorgestellt hatte. Das Unternehmen „Öko-Hühnerfarm“ scheint an den benachbarten Großbetrieben zu scheitern: Die kleine Farm kann nicht zu solchen Tiefpreisen Fleisch für die Schnellimbissläden produzieren wie die sehr professionell wirtschaftenden Großbetriebe.
„Das kann man ruhig mal sagen, dass da nicht alles immer rund läuft“, gibt der Bürgermeister zu. „Das kann auch an der Mentalität der Menschen liegen, denn wenn es bei uns immer 30 Grad wären, würden wir auch nicht so schnell arbeiten.“ Aber nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder müssen in Nicaragua für den Unterhalt der Familie oft stundenlang schuften: In einer der besuchten Familien waren schon die kleinen Kinder mit dem Weben von Textilien für Hängematten oder Liegestühle beschäftigt.
Kein Geld für die Bildung
„Diese Kinder bekommen dafür keinen Lohn und werden außerdem nicht zur Schule geschickt: Sie fallen dann nämlich als billige Arbeitskraft aus, und die Schule kostet zusätzlich Geld für die Schuluniform und die Bücher“, so Herr Hofmann.
Aus diesem Grund sind die etwa 50 Schulpatenschaften von Moerser Familien lebenswichtig: Durch den Jahresbeitrag von (nur) 77 Euro ermöglichen sie den Familien und besonders den Kindern die Chance auf Bildung. (Kontaktadresse für Interessenten: Frau Werler, Tel: 0 28 41 / 201-203).
Als ein Dankeschön für die Hilfe aus Moers konnte die Delegation viele hübsche Geschenke und Briefe der Kinder mit nach Hause bringen. „Am meisten aber hat mich beeindruckt, wie die Menschen in La Trinidad trotz ihrer schwierigen Lebensbedingungen uns gegenüber offen und herzlich waren. Für uns weitgereiste Gäste schafften sie sogar nach wenigen Tagen Weißbrot mit Honig heran – an Stelle des landesüblichen Frühstücks: Reis mit roten Bohnen!“
Moritz ter Haar, Jonathan Krakow, Claudius Panske, Maximilian Stögbauer, Klasse 8a, Gymnasium Adolfinum