Moerser retten Krankenhaus der Partnerstadt

Moers. Die Arbeit eines Partnerschaftsvereins lebt von dem Engagement seiner Mitglieder. Dem Partnerschaftsverein La Trinidad-Moers wird somit ein langes Leben beschieden sein, denn das Engagement seiner Mitglieder geht weit über das normale Maß hinaus. Das Vorstandsmitglied Stefan Welß will ein Jahr lang unentgeltlich in der nicaraguanischen Partnerstadt arbeiten. Sein Beruf: Chirurg. Dr. Stefan Welß war erst im Dezember zusammen mit Sabine Werler (Geschäftsführung des Vereins) auf eigene Kosten nach La Trinidad gereist, um die Ankunft eines Containers mit medizinischen Hilfsgütern zu überwachen. Dank der ständigen Hilfe aus Moers ist das Krankenhaus in La Trinidad hervorragend ausgestattet – für dortige Verhältnisse. Nach deutschen Maßstäben spottet die medizinische Versorgung in Nicaragua jeder Beschreibung.

Dr. Welß ist in Moers eine der treibenden Kräfte, wenn es darum geht, medizinische Geräte und andere Hilfsgüter zu organisieren. Im Container befanden sich unter anderem ein Bildwandler (Spende des Krankenhauses Bethanien), ein Ultraschall- und ein Narkosegerät. Eines der Geräte hat der Chirurg aus eigener Tasche bezahlt. Verständlich, dass er sich um die Geräte sorgte, die in der Hauptstadt Managua vom Gesundheitsministerium inspiziert wurden. „Sie hätten Begehrlichkeiten wecken können“, so Welß. Medizintechnik ist in Nicaragua Mangelware. Die Spenden trafen verspätet in La Trinidad ein, so dass Stefan Welß die Mitarbeiter des Hospitals Altamirano nicht mehr an den Geräten schulen konnte. „Vieles hat sich merklich gebessert.“

Der Partnerschaftverein könne auf zahlreiche Erfolge verweisen: Das Krankenhaus in La Trinidad verfügt mittlerweile über Rettungswagen, eine neue Ambulanz und Notaufnahme. Nun soll der OP-Trakt „im großen Stil“ renoviert werden. Im Klartext: Bevor der Chirurg seine Arbeit in Altamirano beginnt, wird er selbst Fußböden verlegen und Wände streichen müssen. Doch ebenso wie für die dauerhafte Medikamentenversorgung gilt: „Ich arbeite daran.“ Die Medikamente sind quasi der Knackpunkt. Weiß: „Sie sind das Nadelöhr, ohne sie nutzen die besten Geräte nichts.“ Medikamente kosten in Nicaragua etwa so viel wie in Deutschland. Nur kann sie sich dort kaum jemand leisten. Es gibt keine Krankenversicherung, das Einkommen ist lächerlich gering; eine Lehrerin verdient beispielsweise etwa 110 Mark im Monat. Schon eine Antibiotika-Behandlung ist unbezahlbar, denn sie kostet rund 110 Mark. Ein Monatsgehalt.

Das größte Projekt, welches Welß zusammen mit dem Partnerschaftsverein anstoßen will, ist die Versorgung mit Nahrungsmitteln. Seitdem der Hurrican Mitch aus weiten Teilen Mittelamerikas ein Notstandsgebiet machte, ist die Versorgung der Bevölkerung ein Problem. Das Krankenhaus ist in finanzieller Bedrängnis, da es die Nahrungsmittel zukaufen muss. Stefan Welß will das ändern. Das Krankenhaus besitzt genug Land, um darauf Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Der Chirurg will die zwei Jahre in der Partnerstadt nutzen, um „sein“ Krankenhaus autark zu machen.