Damals blieb nur die Flucht

CHILE / Heute vor 30 Jahren putschte General Pinochet. Familien fanden auch in Moers Hilfe und Zuflucht. Aus ihren Reihen rekrutieren sich engagierte Helfer der Nicaragua-Partnerschaft.

MOERS. Am 11. September 1973 riss General Pinochet die Macht über Chile an sich. Im Militärputsch wurde der demokratisch gewählte Präsident Salvador Allende ermordet. Bespitzelt, verhaftet und gefoltert wurden all jene, die als Anhänger der sozialistischen Partei Unidad Popular entlarvt wurden.

Der Vater von Beatric Concha, Spanisch-Dozentin der VHS Moers, wurde zwei Jahre lang im Konzentrationslager „Tres Alamos“ gefangen gehalten. Auf die Anschuldigungen folgte kein Prozess. Der alte Mann wurde krank. Als einzige Möglichkeit, der Gefangenschaft zu entrinnen, blieb die Flucht ins Ausland. Mit der Unterstützung von Hilfsorganisationen gelang der Familie schließlich die Flucht nach Deutschland.

Familie ist zerrissen

Nach 17 Jahren in Deutschland und dem Regierungswechsel in Chile kehrten die Eltern zurück in ihre Heimat. Beatric Concha blieb bei ihrem Mann und ihren Kindern. Ihre Familie ist zerissen.

In Erinnerung an den Putsch vor dreißig Jahren wünscht sich Concha, dass die unbestraften Verbrechen der Diktatur Pinochets an unschuldigen, jungen Chilenen niemals in Vergessenheit geraten mögen. Noch heute verfügt das Militär in der Demokratie Chile über großen Einfluss. Trotz der reichhaltigen Bodenschätze herrscht Armut. Besonders im Vergleich mit den deutschen Lebensverhältnissen wird die schlechte Situation in Chile deutlich, so Karen Rütten-Sander. Die Moerserin, gebürtige Chilenin, engagiert sich daher im Partnerschaftsverein „La Trinidad“ für die Unterstützung Lateinamerikas. Als zehnjähriges Mädchen hat sie am 11. September die Flieger gehört über Santiago, jedoch erst Jahre später im Ausland von den Greultaten der Putschisten erfahren.

Der Chilene Ral Vega war der erste „Moerser“, der 1982 den Weg ins nicaraguanische La Trinidad gefunden hatte. Er ist seit über 25 Jahren Dozent der VHS Moers und Vorstandsmitglied des Partnerschaftsvereins La Trinidad-Moers seit dessen Gründung im Jahr 1989. Dr. Bernhard Schmidt, stellv. Vorsitzender des Vereins: „Ral flüchtete sich nach dem Staatsstreich von General Pinochet in die deutsche Botschaft in Santiago. Das hat ihm vielleicht das Leben gerettet, denn einige seiner Freunde wurden ermordet, viele gefoltert. Über Hamburg, wo sich Amnesty International seiner annahm, kam er nach Moers. Hier blieb er der Sache der Völker Lateinamerikas stets verbunden. Wenn er im Vorstand des Partnerschaftsvereins La Trinidad-Moers die Stimme erhebt, hören wir ihm alle gut zu.

Die chilenische Militärjunta hat sein Leben zerstört. Sein fünfjähriges Studium zum Chemieingenieur, das bis auf ein Praktikum abgeschlossen war, wurde hier leider nie anerkannt. Wir wiederum schätzen uns hier glücklich, bei unserer Eine-Welt-Arbeit auf jemand mit der Lebenserfahrung Rals zählen zu können.“ (KT/da)