Besuch in einer anderen Welt

PARTNERSTÄDTE / Für ein Praktikum von Moers nach Nicaragua in die Partnerstadt La Trinidad: Nina Wasiak berichtet.

MOERS/LA TRINIDAD. Bepackt trat ich am Sonntagmorgen meine Reise nach Nicaragua an. Vor mir standen fast 14 Stunden Flug in ein Land, das ich nur aus Büchern und von Erzählungen kannte. Das erste Hindernis, dass ich zu bewältigen hatte, gab es direkt schon am Flughafen: Da mein Koffer trotz der zulässigen 64 Kilo zu schwer war und nicht aufs Band passte, musste ich zur Sondergepäckaufgabe. Kein Wunder, denn neben Anziehsachen, Handtüchern und Büchern hatte ich noch Stoßdämpfer für einen Rettungswagen und Medikamente für das Krankenhaus in La Trinidad dabei.

Zuerst flog ich von Düsseldorf nach Madrid, wo ich auf dem Weg zum richtigen Flugschalter einmal das ganze Gebäude durchqueren musste. Von dort aus ging es direkt weiter nach Miami, wo ich alle erdenklichen Sicherheitskontrollen über mich ergehen lassen und ein Einreisevisum beantragen musste. Mittlerweile war ich schon mehr als 15 Stunden unterwegs, doch noch lange nicht an meinem Reiseziel angekommen. Denn ich musste noch einmal mit dem Flugzeug bis nach Managua, der Hauptstadt von Nicaragua, fliegen, wo ich kurz vor Mitternacht Ortszeit angeholt wurde.

Im Jeep unter Sternen über die Panamericana

Von dort aus fuhren wir in einem Jeep etwa 124 Kilometer Richtung Norden durch eine sternenklare Nacht über die Panamericana nach La Trinidad. Schon während der Autofahrt habe ich gemerkt, dass in Nicaragua alles etwas anderes ist als in Deutschland: Vor uns fuhr auf einmal ein Auto Schlangenlinien, weil der Fahrer total betrunken war. Nach mehr als 20 Stunden kam ich endlich in La Trinidad an, wo ich zusammen mit Dr. Stefan Welß, einem plastischen Chirgurgen aus Oberhausen, im Gästehaus des Krankenhauses „Hospital Altamirano“ wohne. Dr. Welß arbeitet zunächst für zwei Jahre im Krankenhaus und ist gleichzeitig auch Vorsitzender des Partnerschaftsvereines La Trinidad-Moers. Seit dem 15. September 1989 besteht bereits zwischen den Städten La Trinidad und Moers eine Städtepartnerschaft. La Trinidad liegt rund 125 Kilometer nördlich der Hauptstadt Managua im Bergland von Nicaragua und gehört zur Region Estelli. Im eigentlichen Zentrum der Stadt leben rund 8000 Einwohner. Da jedoch noch zahlreiche umliegende Dörfer zur Gemeinde La Trinidad gehören, beläuft sich die Einwohnerzahl auf ca. 20.000 Einwohner. Nicaragua gehört zu den ärmsten Länder Zentralamerikas.

Verarmte Bevölkerung, geringe Erträge

Die Bevölkerung ist sehr arm und es gibt eine hohe Analphabetenrate. Außerdem ist die Arbeitslosigkeit sehr hoch, da nur wenige Menschen in den Städten oder im Bereich der Landwirtschaft eine Arbeit finden. In La Trinidad und Umgebung kommt noch erschwerend hinzu, dass durch Ausbleiben des Regens und „El Niño“ (Klimaveränderung) die landwirtschaftlichen Erträge nur sehr gering sind. Durch den Partnerschaftsverein La Trinidad-Moers sind verschiedene Projekte in Angriff genommen worden, um die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. So wurde zum Beispiel auch das Finka-Projekt entwickelt, dessen Ziel es ist durch den Anbau von Obst, einer Geflügel- und Fischzucht die Ernährung der Menschen im Krankenhaus zu verbessern. Während meines Praktikums in La Trinidad will ich an den verschiedenen Projekten mitarbeiten, um so die Lebenssituation der Menschen in La Trinidad wenigstens ein bisschen zu verbessern.