Das Praktikum beginnt beim Kofferpacken

PARTNERSTADT / Nina Wasiak leistet Entwicklungshilfe in La Trinidad. Stoßdämpfer für Rettungswagen im Gepäck.

MOERS. Schon die Anreise zu Nina Wasiaks Universitäts-Praktikum hat es in sich: Einen ganzen Tag wird die 21-jährige Geographiestudentin benötigen, um mit Flugzeug sowie mit dem Auto zu ihrem Einsatzort zu kommen. Ninas Ziel: Die Moerser Partnerstadt La Trinidad in Nicaragua (Mittelamerika). Vier Wochen wird sie dort in einem Krankenhaus praktische Erfahrungen in Sachen Entwicklungshilfe machen. Erstmals hat der Partnerschaftsverein La Trinidad/Moers ein solches Praktikum vermittelt.

Im Jahr 2002 hat Nina Wasiak ihr Abitur am Gymnasium Adolfinum gemacht. Inzwischen studiert sie im fünften Semester Geographie an der Universität Bochum. Ihr Berufsziel: Entwicklungshelferin. „Das ist das Richtige für mich ist. Es berührt mich, wie viele Menschen in der Dritten Welt leben müssen.“

„Wenn du die Chance hast, musst du zugreifen“

Bei der Suche nach einem Praktikumsplatz wurde Nina auf dem Umweg über ihre Heimatstadt fündig: La Trinidad, seit 1989 Partnerstadt von Moers, ist schließlich eine arme Stadt, die Entwicklungshilfe benötigt. Nina recherchierte, sprach mit dem Partnerschaftsverein, lernte Spanisch, informierte sich durch Bücher und Broschüren und tauschte sich per Email mit Dr. Stefan Welß aus, einem in La Trinidad arbeitenden Moerser Arzt, absolvierte die notwendigen Impfungen gegen Hepatitis und Malaria – und zurrte das Praktikum am örtlichen Krankenhaus fest.

Was Nina dort tun kann? „Anpacken!“, sagt sie, „ich will überall helfen, wo es nur geht.“ Etwa auf der Brache rund ums Krankenhaus, die für den Anbau von Obst und Gemüse hergerichtet werden soll. Dann wird sie beim Anstreichen der Notaufnahmestation helfen und sich zudem an Ausgrabungen auf Jahrhunderte alten Indio-Friedhöfen beteiligen.

Ninas Entscheidung, vier Wochen nach Nicaragua zu gehen, stieß bei ihren Eltern zunächst nicht auf ungeteilte Freude, ihr Vater, so erzählt sie, hegte wohl zeitweise die stille Hoffnung, dass aus dem ganzen Plan nichts würde. „Sie machen sich eben Sorgen“, weiß die Tochter und berichtet, dass ihre Eltern nach einem ausführlichen Diavortrag im Rathaus umgeschwenkt seien: „Die unterstützen mich jetzt voll.“ Ihre eigenen Zweifel überwand die Junge mit der Erkenntnis: „Wenn du die Chance hast, sowas zu tun, wie ich es jetzt vorhabe, musst du zugreifen.“

Am Sonntag hebt Ninas Flugzeug in Düsseldorf ab. Mit dem Start beginnt gleich ihr erster Entwicklungshilfeeinsatz. Im Gepäck hat Nina zwei Stoßdämpfer für den Rettungswagen des Krankenhauses in La Trinidad. (wit)